Hallo meine lieben Strickfreunde,
endlich ist es soweit, mein letztes Sommerdesign für dieses Jahr ist fertig:
Das Lilli Camisole ist ein luftiges Sommertop für die besonders heißen Tage. Gestrickt wird es aus der Tynn Line von Sandnes Garn. Dieses Garn hat es mir nun wirklich angetan und sich kurzerhand auf den Thron der Sommergarne geschlichen. Es hat allerdings auch ein paar Eigenheiten, aber dazu gleich mehr.
Nachdem der Teststrick meines ersten Designs (das Belle Tank Top) vollkommen reibungslos verlief, war ich voller Vorfreude auf das Lilli Camisole. Nun ist es ja so, dass man als Designer natürlich strickt was einem selbst gefällt. Ich liebe schöne Details und habe es mir daher nicht nehmen lassen ein paar fortgeschrittenere Techniken in mein Design einzubauen. Mir war dann schnell klar, dass dieses Strickmuster nicht für Anfänger geeignet ist.
Ich plaudere Mal ein bisschen aus dem Nähkästchen. Für einen Designer ist die Auswahl der Teststrickerinnen eine der schwierigeren Aufgaben. Für einen Teststrick ist es nämlich besonders wichtig, dass die Maschenprobe des Testers exakt passt, um den Sitz des Strickstücks beurteilen zu können. Und da habe ich mir das Leben selbst etwas schwer gemacht. Denn die Kombination aus der Garnwahl, einem Lace-Muster und dann noch einem figurbetonen Sitz des Tops, hat es für die Teststrickerinnen sehr schwer gemacht diesen wichtigen Punkt zu erfüllen.
Baumwollgarne wachsen im Vergleich zu Wolle extrem und ein Lace-Muster verstärkt diesen Effekt. Das setzt ein etwas rabiateres Spannen der Maschenprobe voraus. Berechtigterweise fragen sich viele von euch, was es denn eigentlich bedeutet, wenn in Anleitungen immer die Rede von "waschen und spannen" ist. Und ich finde es wichtig, dass der Designer nochmals genauer erklärt, was damit genau gemeint ist. Spannen ist nicht gleich spannen. Denn ich musste feststellen, dass viele meine Teststrickerinnen ihre Maschenproben nicht ausreichend spannten, oder aber auch die Maschen nicht richtig gezählt haben. Das kann bei einem Lace-Muster auch verwirrend sein. Das soll keine Kritik an meine Teststrickerinnen sein. Vielmehr sagt es mir, dass ich dort mehr Informationen bereitstellen muss. Da alle Testerinnen fortgeschrittene Strickerinnen waren, habe ich gewisse Dinge vorausgesetzt. Aber gerade bei dem so wichtigen Thema Maschenproben habe ich es versäumt, genauer darauf hinzuweisen.
Ein weiteres Problem war dann, dass auffällig viele Strickerinnen in Runde lockerer stricken. Das führte ebenfalls dazu, dass einige Exemplare zu weit wurden. Ich frage mich immer noch, ob das vor allem an der kleinen Nadelstärke liegt, mit der das Top gestrickt wird. Oder ob es einfach bei vielen anderen Strickprojekten nicht besonders auffällt, wenn die Runde etwas lockerer wird. Bei diesem Design macht es aber aus einem Figurschmeichler einen Sack. Und das ist natürlich frustrierend. Nicht nur für mich, sondern natürlich auch für die Teststrickerinnen. Also habe ich meine Anleitung um den Hinweis ergänzt. Wird eine von euch eine extra Maschenprobe für die Runde anfertigen? Ich bezweifle das. Aber ihr könnt ja auch einfach mit der Nadelstärke etwas runtergehen, falls dieses Phänomen auch bei euch auftritt.
Letztendlich ist für genau solche Dinge der Teststrick da. Und bei meinem Nächsten werde ich schon einige Dinge anders machen. Apropos, der findet in nicht allzu weit entfernter Zukunft statt. Der #angelsweater ist im Moment noch in Arbeit, aber ich plane aktuell den September ein. Und auf dieses Design freue ich mich besonders. Denn die Garnkombination ist ein Traum. Ich habe mich auf dem Wollfest in Kassel in die kuschelweiche Kombination aus Angel 400 und Angel Lace verliebt (70% Baby Alpaka, 20% Seide, 10% Kaschmir). Die wunderbare Alex von Wool&Forest hat die Färbung "mauve" kreiert und ich bin ja immer noch der Meinung, dass diese eigentlich "Marie" heißen sollte. Denn sie ist wie für mich gemacht. 😃
Ich habe gehört, dass V-Ausschnitte in der kommenden Herbst-Saison in Mode sein werden. Das ist aber nicht der Grund für meine Designentscheidung. Meiner Meinung nach sind schöne V-Ausschnitte total unterrepräsentiert in der Strickwelt. Es wird allerdings auch die Option für einen Rundhalsausschnitt geben.
Das Besondere an diesem Design ist die Schulterkonstruktion. Hier arbeite ich nach der Contiguous-Methode von Susie Mysers. Diese wird ähnlich wie eine Raglan-Konstruktion, nahtlos von oben gestrickt. Allerdings wird die natürliche Form des Körpers besser nachgeahmt, was zu einer tollen Passform führt. Ich kombiniere das Ganze mit einer Sattelschulter. Das Schöne an dieser Methode ist: Die Armkappe wird durch die Kombination aus unterschiedlichen Zunahmerapports automatisch gebildet. Am Schluss erhält man eine Set-in-Sleeve-Konstruktion ohne den Ärmel mit verkürzten Reihen arbeiten zu müssen. Nicht, dass ich ein Problem mit Short Rows hätte. Aber viele von euch scheuen sich ja ein bisschen davor. Dabei sind diese wirklich nicht schwer zu stricken. Aber das ist ein Thema für ein anderes Mal.😊
Liebe Grüße
Marie von mabelle-knitting
3 Kommentare
Hi Marie. I’m working on the angel sweater and am having difficulty understanding some of the directions in the pattern (English version). In the sleeve increases, what does the notation hMM1 (2, 3, 4) mean? Thank you for your assistance!
Moin,
Auf meiner Liste stand ein zweites „Cumulus-Tee“ aber da warte ich jetzt auf dein kommendes Design, da mich die Schulterkonstruktion sehr reizt. Die habe ich noch nicht gestrickt.
Ich drücke Dir die Daumen, das deine Projekte alle so werden, wie du sie Dir erhofft hast und halte die Augen auf, sobald die Anleitung für den Pulli rauskommt! 👀
Habe noch einen schönen Tag
Liebe Grüße Mareike
Hallo Marie, toller Blog…total interessant, auf was Designer alles achten müssen. Da es ja schon unzählige Designs gibt, ist es besonders wichtig, interessante Modelle zu entwickeln, die Lust zum Stricken machen. Trotz der beschriebenen Besonderheiten werden viele Freude daran haben.
Auf dein neues Design freue ich mich schon sehr.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
Gabi